Psara – Kleines Eiland in der nördlichen Ägäis
23. Juli 2024
Das kleine Eiland Psara liegt eine Tagesetappe südöstlich von Skyros. Wir legen zeitig los, um die 60sm bei Tageslicht hinter uns zu bringen. Um die Südost-Spitze von Skyros ist der Wind noch etwas unstet, aber sobald wir die Insel achteraus haben, weht eine konstante Brise mit 4-5 Windstärken aus Nord. Schöner Halbwind-Kurs also und so schießen wir mit durchschnittlich 6 Knoten dahin. Etwa 20sm vor Psara sehe ich etwas großes Weißes von Backbord auf uns zukommen und bekomme erstmal einen Schreck.
Als ich mich umdrehe, sehe ich einen zweiten weißen Fleck achteraus. Es ist ein Paar ausgewachsener Rundkopfdelfine, die unter unserem Boot durchtauchen und sich dann achteraus nochmal kurz an der Wasseroberfläche zeigen. Beide Tiere sind ca. 4 Meter lang, grau und haben einen runden Kopf, daher auch der Name. Auf Latein heißen sie „Grampus Griseus“ was so viel wie große Graue bedeutet. Leider hat es für ein Foto nicht gereicht, aber dieses Erlebnis wird uns sicher auch so in Erinnerung bleiben.
Die Ansteuerung auf Psara wird dann spannend. Wir segeln zwischen Psara und der kleinen vorgelagerten Insel Anti-Psara durch und sind jetzt schon begeistert ob der schönen Landschaft. Leider werden wir diese erstmal nur vom Boot aus genießen können, denn es stürmt mal wieder.
Bei unserem Ankermanöver in der Bucht vor dem Hafen ziehen wir dann gleich mal die Aufmerksamkeit der Hellenic Coast Guard auf uns. Unser Anker fällt in der Nähe eines weiteren deutschen Bootes, das hier offensichtlich ebenfalls vor Kurzem angekommen ist.
Der Anker hält, gleich auf den ersten Versuch und Tobi fährt ihn mit ordentlich Drehzahl ein, da ja viel Wind angesagt ist. Weil wir in der Hafeneinfahrt liegen, beschließe ich, vorschriftsmäßig, einen Ankerball zu setzten, der anderen Schiffen signalisiert, dass wir hier vor Anker liegen. Als ich gerade auf dem Vordeck versuche das Ding irgendwie anzubändseln, sehe ich aus dem Augenwinkel einen Mann wildwinkend am Ufer stehen. Mhhhm, komisch… Ich lasse mich davon aber nicht beirren, winke freundlich zurück und widme mich wieder meiner Aufgabe.
Zurück im Cockpit höre ich aus dem Funkgerät die Worte “This is the Hellenic Coast Guard in Psara on Channel 16”. Uups! Tobi antwortet und findet heraus, dass wir im Einfahrtsbereich der Fähre liegen und hier leider nicht bleiben können. Na, großartig… Das ist in der Karte aber anders vermerkt.
Nun gut, da wir keinesfalls den Unmut der Hellenic Coast Guard auf uns ziehen wollen, ziehen wir unseren Anker hoch und von dannen. Vorher geben wir noch unseren Nachbarn Bescheid, die ihr Funkgerät wohl bereits abgeschaltet haben. Darum hatte uns die Coast Guard gebeten.
Zwei Tage sind wir mal wieder eingeweht und können nicht von Bord. Wir vertreiben uns die Zeit mit Arbeiten und packen abends seit langem mal wieder das Backgammon-Brett aus. Ich backe uns leckere Sturm-Muffins im Airfryer und so tröpfeln die Tage dahin, während Windböen mit bis zu 36 Knoten über uns hinwegziehen. Am zweiten Tag morgens sehe ich wie ein besonders wagemutiger Segler mit einem sehr kleinen Dinghy aus der nahegelegenen Bucht gegen Wind und Wellen anfährt. Auf seinem Rückweg kommt er kurz bei uns vorbei, um Hallo zu sagen.
Er ist Franzose und Einhand, also allein unterwegs. Ich sage ihm, dass ich es ziemlich mutig finde bei dem Wetter mit einem 2,5 PS Außenborder die fast eine Seemeile lange Strecke in den Hafen zurückzulegen. Er lacht, zeigt uns seine Sicherheitsausrüstung (ein Anker und eine Lenzkelle) und meint die Insel sei das Risiko auf jeden Fall wert.
Und, wir müssen ihm Recht geben. Am nächsten Tag hat der Wind weiter nachgelassen und wir können endlich an Land. Psara ist karg und dennoch irgendwie schön.
Wir besteigen einen der umliegenden Hügel und genießen den Blick auf die schroffe Küste. Anschließend spazieren wir durch den Ort zur Kirche und wandern zu einer kleinen Kapelle, die auf einem vorgelagertem Felsen thront.
Der Ort Psara ist klein, aber keinesfalls verschlafen. Bereits die Abende davor hatten wir Musik von Land gehört und auch am Freitagabend ist hier einiges geboten. Sogar die Hauptstraße wird bis Mitternacht gesperrt und am Marktplatz spielen Kinder bis in die Nacht hinein Fußball. Offensichtlich kommen griechische Kinder mit deutlich weniger Schlaf aus als ihre deutschen Altersgenossen.
Wir lassen uns ein leckeres Abendessen schmecken uns machen uns dann im Dunkeln (natürlich haben wir wieder mal unsere Stirnlampen und das Ankerlicht vergessen – gute Seemannschaft geht anders) auf den Weg zurück zum Boot. Am nächsten Tag geht es für uns weiter über Chios nach Samos. Hier bekommen wir Anfang August Besuch von unserem treuesten Crewmitglied! 😍
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Der Satz der euer Lebensgefühl beneidenswert zu beschreiben scheint ist für mich in diesem Eintrag: „…und wir vertreiben uns die Zeit mit Arbeit.“
Es ist so schön zu lesen wie ihr euch die Ägäis zu einer zweiten Heimat erobert und ich freue mich sehr auf die nächsten Einträge mit eurem treuesten Crewmitglied!
Liebe Grüße
Silvi
Hallo ferne Freunde,
interessant, was die griechische Inselwelt noch alles zu bieten hat. Da müssen wir wohl noch mindestens eine Saison dranhängen… AIS zeigt, dass Ihr bereits auf Samos seid und die Buchung des Liegeplatzes offensichtlich erfolgreich war. Nun kommt Moritz an Bord und wir warten bereits gespannt auf seinen Törnbericht. Es ist wie mit der Seefahrt, wenn man einmal damit anfängt….
Beste Grüße senden Euch die Nirvanauten