Von Samos nach Kos mit der besten Crew

23. August 2024

12 Tage waren wir nun mit Moritz im Dodekanes zwischen Samos und Kos unterwegs. Wir hatten einen wunderbaren Törn mit schönen Segeltagen und herrlichen Ankerbuchten. Da Moritz mittlerweile in Sachen Navigation überraschend fit ist und fast perfekte Ankermanöver fährt, konnten Tobi und ich auch ein bisschen Urlaub machen. 😎

Hier ein kurzer Auszug aus unserem Logbuch:

Unsere Route

Freitag, 09. August 2024: Samos Marina – Ormos Parlos

Seit gestern haben wir eine helfende Hand mehr an Bord und das meine ich jetzt wörtlich. Unser Neffe, treuestes Crewmitglied und Eleanor-Taufpate, Moritz wird uns für die nächsten 12 Tage begleiten. Leider hat er sich aber kurz vor dem Abflug beim Fußballturnier in der Schule den Arm gebrochen. Da bekommt der Begriff „Einhandsegeln“ dann eine ganz neue Bedeutung. Aber gut, wir machen da jetzt das Beste daraus.

Nachdem wir Moritz gestern in Ermangelung eines Mietwagens (alle Mietwagenstationen in Pythagorio und Umgebung waren ausgebucht) zu Fuß und per Taxi abgeholt haben geht es heute los. Wir verlassen Samos mit dem Ziel Agathonisi, einer kleinen Insel südlich von Samos.

Zunächst verlegen wir uns in die Bucht vor der Marina, um alles vorzubereiten. Da achterlicher Wind und auch etwas Welle angesagt sind, setzten wir zum ersten Mal unseren Spibaum um die Genua auszubaumen. Wir werden es bereits nach 20 Minuten bereuen. Der Spibaum soll eigentlich verhindern, dass das Segel bei einem Vorwind-Kurs in den Wellen schlägt und somit stabil steht. Da heute allerdings der Wind ständig dreht, ist unsere Konstruktion am Vordeck mehr Hindernis als Hilfe. Nun gut… wir wollten das eh schon lange ausprobieren und die ersten 20 Minuten war es auch echt schönes Segeln.

Im Verlauf unserer Fahrt nimmt die Welle dann deutlich zu und so sind wir froh, nach 3,5 Stunden in der schönen und vor allem geschützten Bucht von Parlos anzukommen. Hier verbringen wir 3 Tage mit Dinghy-Fahren, Baden, Spielen und Chillen. In der Bucht ist es wunderbar ruhig und das Wasser ist türkisblau. Was will man mehr?!

Am zweiten Abend ist es dann erstmal vorbei mit der Ruhe. Eine 47-Meter-Motoryacht legt sich mitten in unsere Bucht. Moritz gefällt so viel Dekadenz gar nicht. Er vermutet, dass die ihren Whirlpool an Deck sicher mit Champagner gefüllt haben, und bezeichnet sie deshalb fortan als „Champagner-Bader“.

Montag, 12. August 2024: Ormos Parlos – Makronisi South

Der Wind ist uns wieder etwas mehr gewogen und wir machen uns auf den Weg Richtung Arki. Vorher machen wir noch einen kleinen Versorgungsstopp im Hauptort von Agathonisi und werden prompt von der Coast Guard wieder verscheucht, weil wir zu nah an ihrem Liegeplatz liegen. Zum Glück aber erst nachdem wir eingekauft und gegessen haben.

Auf dem Weg nach Arki fallen uns vor uns drei große Fischtrawler auf. Als wir näherkommen, sehen wir, dass sie nicht nur riesige Netze, sondern auch eine ganze Schule von Delfinen hinter sich herziehen. Auch zwei Mütter mit ihren Jungtieren sind dabei, wirklich ein toller Anblick. Da macht die viele Welle, die wir gegen Ende abkriegen gar nicht mehr ganz so viel aus.

Moritz entwickelt im Laufe des Tages eine Maßeinheit, um die Stimmung an Bord zu messen, nämlich Partikel. Diese gibt es sowohl positiv als auch negativ. Die Delfine bringen ganze 400 positive Partikel, wobei die raue See nur mit 10 Negativ-Partikel ins Gewicht schlägt. Bisher also ein toller Tag.

Am Abend schauen wir uns bei klarere Sicht, auf dem Vordeck liegend, die Sterne und die zahlreichen Sternschnuppen, die der Perseiden-Schauer auf uns herabregnen lässt, an und fallen anschließend müde in die Koje.

Dienstag, 13. August 2024: Makronisi South – Livadi Geranou

Für uns geht es weiter nach Patmos. Etwa 10 sm liegen vor uns, die wir bei schönem Am-Wind-Kurs hinter uns bringen. Moritz übernimmt das Steuer auch beim Ankermanöver und macht seine Sache großartig. Der Anker hält aufs erste Mal und wir können uns aufs Schwimmen und Entspannen konzentrieren. Bis wir feststellen, dass wieder einmal unser Fäkalien-Tank verstopft ist. Mittlerweile kennen wir das Prozedere und mit etwas manuellem Einwirken und viel Zitronensäure bekommen wir das Malheur in den Griff.

Mittwoch, 14. August 2024: Livadi Geranou – Skala

Wir bleiben auf Patmos, verlegen uns allerdings unter Motor in den nahegelegenen Haupthafen Skala. Wir brauchen Wasser und müssen einkaufen. Leider ist es gerade heute unerträglich heiß und so ist die Laune an Bord eher mäßig. Ich flüchte von Bord und verschanze mich im nahegelegenen Waschsalon.

Wir schaffen es trotzdem den Tag rumzukriegen und sind froh als endlich die Sonne untergeht. Wir gehen in einer Strandbar essen und anschließend früh ins Bett, da wir morgen bereits um 06:30 Uhr losmüssen. Ein Tankschiff, das Diesel für das örtliche Dieselkraftwerk anliefert, liegt bereits in der Bucht vor der Stadt und möchte morgen früh seine Ladung löschen. Dafür braucht es ausgerechnet den Kai, an dem wir liegen.

Donnerstag, 15. August 2024: Skala – Kouloura Bay

Es geht los… um 06:05 Uhr kommt ein Mitarbeiter der Coast Guard mit einer Trillerpfeife und fordert alle Boote zum unverzüglichen Ablegen auf. Wir haben bereits alles vorbereitet und gehen wenig später Anker auf. Vor dem Anleger herrscht reges Treiben, denn mit uns müssen etwa 15 andere Booten ihren Platz räumen. Wir segeln dem Sonnenaufgang entgegen und tatsächlich passiert uns noch in der Hafeneinfahrt das Tankschiff.

Mit leichtem Wind geht es für uns nach Südosten zur nächsten Insel – Lipsi. Dort werden wir in einer gut geschützten Bucht – die Moritz, unser Navigator, für uns ausgesucht hat – eine weitere Meltemi-Phase aussitzen.

Samstag, 17. August 2024: Kouloura Bay – Lakki

Von Lipsi geht es weiter nach Leros. Es ist zeitweise ein wilder Ritt, aber alles in allem ein schöner Segel-Tag. Wind und Welle kommen von hinten, die Laune an Bord ist gut und nach zwei Stunden haben wir es auch schon wieder geschafft. Wir erreichen die Bucht von Lakki.

Leider ist das Ankerfeld schon ziemlich voll und freie Plätze rar. Doch Moritz navigiert uns, unter Tobis wachem Blick, durch das eng besetze Ankerfeld und auf den zweiten Versuch finden wir ein schönes Plätzchen. Der Anker fällt vor der Hafenpromenade und direkt neben der Tipheret.

Sabine und Uli laden uns zum Grillen ein und es wird ein sehr netter Abend, im Laufe dessen sich Moritz mit Daphne (einem der beiden Tipheret-Hunde) anfreundet. Wir müssen morgen schon wieder weiter und so war es nur leider nur ein kurzes Zusammentreffen mit den Beiden.

Sonntag, 18. August 2024: Lakki – Ormos Palionisos

Vor es losgeht treffen wir uns noch auf einen letzten Kaffee mit Sabine und Uli. Gegen Mittag gehen wir Anker auf und nehmen Kurs auf Kalymnos. Bei viel Welle und nur wenig Wind von hinten wird es eine recht mäßige Fahrt und von den drei Stunden, die wir insgesamt unterwegs sind, müssen wir zwei motoren.

Irgendwann haben wir dann einfach keine Lust mehr. Wir fahren rechts ran in die nächste Bucht. Hier legen wir mit Landleine unterhalb eines beeindruckenden Bergmassivs an. Auch das funktioniert leider erst aufs dritte Mal – einfach nicht unser Tag heute. Dafür ist die Bucht schön, geschützt und die Kulisse einfach nur atemberaubend. Uns erinnert es ein wenig an die Dolomiten. Nach einer ausgiebigen Schwimmrunde gehen Tobi und Moritz noch schnorcheln und anschießend gibt es Spaghetti Aglio e Olio.

Montag, 19. August 2024: Ormos Palionisos – Vathy

Nach einer morgendlichen Schwimmrunde (ja, wir schwimmen viel dieser Tage) legen wir ab mit Ziel Pserimos. Bei leichtem Wind und zum Glück auch wenig Welle nehmen wir die Genua, wenn möglich und den Motor, wenn nötig. Zur Mittagspause legen wir in einer kleinen Bucht im Süden von Pserimos an. Wir machen einen kleinen Snack und gehen Schwimmen. Zwischendurch kommt ein Ziegenhirte mit seinem Hund auf einem Boot vorbei, um nach seinen Tieren zu sehen. Sogar die Hirten haben hier Fischerboote.

Kurz vor wir wieder loswollen klopft es an der Bordwand und jemand ruft „Hello!“ aus dem Wasser. Es ist ein junges, wie sich herausstellt deutsches Mädel. Sie und ihre Mutter haben kurz vorher in der Nähe von uns, mit ihrem kleinen Leihmotorboot, geankert und bekommen nun ihren Anker nicht mehr hoch. Wir helfen gerne und machen s‘Pilou (unser Beiboot) klar. Der Anker hat sich unter einem Stein verkeilt, doch mit vereinten Kräften und mit Hilfe unseres leistungsstarken 2 PS-Außenborders können wir ihn bergen.

Da das für Moritz bereits das zweite Mal ist, dass er bei der Ankerrettung unterstützt (das letzte Mal war im Frühjahr in der Bucht von Boufalo), überlegt er bereits, ob er das nicht professionell machen soll.

Nach dieser ganzen Action legen auch wir ab und verlegen uns in unsere, für die Nacht ausgewählte, Ankerbucht, nach Vathy. Moritz fährt ein 1A-Ankermanöver und wir gehen noch ein wenig schnorcheln.

Dienstag, 20. August 2024: Vathy – Kos Marina

Die Sonne geht glühendrot über der Türkei auf und ich bin ein bisschen wehmütig. Für Moritz bricht der letzte Tag an Bord an. Er fliegt morgen früh zurück nach Deutschland, weshalb wir uns später in die Marina von Kos verlegen.

Zeit für ein kleines Resümee. Moritz ist in den letzten 12 Tagen zahlreiche Ankermanöver gefahren und hat Eleanor, trotz Gips am Arm, über viele Seemeilen sicher gesteuert. Er ist somit nicht nur unser treuestes, sondern auch ein sehr kompetentes Crewmitglied geworden.

Wir haben während unserer Zeit zusammen gut 110 Seemeilen zurückgelegt, haben 9 Inseln besucht, 10-mal geankert, waren geschätzt etwa 30-mal beim Baden, und haben mindestens 15-mal Moritz‘ aktuelles Lieblingslied „Johnny Däpp“ von Lorenz Büffel gehört. Alles in allem – Ein großartiger Törn also!

6 Kommentare
  1. Moritz
    Moritz sagte:

    Vielen lieben dank für die schönen Segeltage und für das große Lob. Mir hat es wie immer sehr gefallen. Danke dass ich kommen durfte.
    Grüße Moritz

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  2. Christian
    Christian sagte:

    Hi Ihr Zwei, hab grad Euren ganzen letzten Eintrag gelesen. Eine professionelle Crew ist Gold wert! Ich hocke gerade über der Bucht von Ajaccio und gucke auf die Segelboote… Ihr macht alles richtig! Liebe Grüße, Christian

    Antworten
    • Micha
      Micha sagte:

      Hi Christian,

      vielen Dank! Ja, das ist wirklich wahr, eine gute Crew ist durch nix zu ersetzen. Wird also auch Zeit, dass du mal wieder bei uns anheuerst. Aber das können wir ja dann bei einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt besprechen.

      Bis dahin… Schönen Urlaub und viele Grüße nach Korsika!

      Micha & Tobi

      Antworten

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