Lost Places zwischen Ermioni und Kilada

23. April 2025

Auf unserem Weg von Poros nach Nafplio stoßen wir gleich auf drei faszinierende Lost Places.

Fabrik mit verlassenem Dorf in Ermioni

Der erste Ort, den wir entdecken, ist eine alte Fabrikanlage mit angeschlossener Arbeitersiedlung in der Nähe von Ermioni. Die Zeit scheint hier einfach stehengeblieben zu sein. Im Lagerhaus der verlassenen Fabrik finden wir Regale voller Ordner mit handgeschriebenen Dokumenten. In einem Büro finden wir einen alten Schreibtisch darauf Tacker, Locher und verstreuter Papierkram. Auf dem staubigen Boden liegt eine vergilbte Broschüre für Drahtseile. An einer Garderobe hängt noch immer eine Jacke – als würde ihr Besitzer jederzeit zurückkehren.

Es wirkt, als hätte eines Tages einfach jemand gesagt: „Okay, heute war der letzte Tag“, und alle haben alles stehen und liegen gelassen.

Doch ganz verlassen ist dieser Ort nicht – wie ich (Micha) mit Schrecken feststellen muss. Beim Umherwandern in der verlassenen Siedlung habe ich mich ein wenig von den anderen entfernt und höre plötzlich hinter einem Gebüsch wildes Bellen. Der Schreck fährt mir in die Glieder, denn wenn es um Hunde geht, bin ich echt ein Schisser. Schon sehe ich einen ziemlich großen, zotteligen Hund auf mich zu rennen – offensichtlich bin ich in sein Revier eingedrungen und er verteidigt es nun lautstark. Ich nehme die Füße in die Hand, gehe hinter einer Europalette in Deckung und trete eilig den Rückzug an.

Porto Cheli Airport

Bei einem Landgang, den wir von unserem Ankerplatz in der Bucht von Chinitsa machen, entdecken wir einen verlassenen Flugplatz. Es scheint, als wäre hier in besseren Tagen ein Privatflugplatz für die umliegenden Grundstücke geplant gewesen. Doch statt prächtiger Villen wachsen heute Olivenbäume auf den Parzellen, und Landebahn wie Tower wirken verlassen. Wir wandern über das Gelände, auf, was für uns wie die Zufahrtsstraßen zu den geplanten Anwesen aussieht, und fragen uns, was hier wohl schiefgelaufen ist.

Später finden wir heraus, dass es sich um den ehemaligen Porto Cheli Airport handelt. Er wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren von Tasos Alexiou, einem Bauunternehmer und leidenschaftlichen Privatpiloten, betrieben. Der Flughafen verfügte über eine befestigte Start- und Landebahn, einen Hangar, einen kleinen Tower und einen oberirdischen Wassertank.

2004 wurde der Betrieb wegen Wartungsproblemen eingestellt, und 2008 wurde die Genehmigung endgültig entzogen. Seither verfällt das Gelände zusehends. 2022 wurde es schließlich für rund 50 Millionen Euro an einen irischen Milliardär verkauft. Geplant ist, dort ein luxuriöses Touristenzentrum mit einem 5-Sterne-Hotel und exklusiven Residenzen zu errichten.

Saladi Beach Hotel

In der Nähe von Kilada stoßen wir schließlich auf das Saladi Beach Hotel. In den 1970er-Jahren erbaut, war es das erste Nudistenhotel Griechenlands – doch bereits nach sechs Jahren musste es, aufgrund von Protesten der lokalen Bevölkerung und der Kirche, wieder schließen. Ein späterer Versuch in den 1980er-Jahren, dem Hotel neues Leben einzuhauchen, blieb nur mäßig erfolgreich, und so wurde es 1996 endgültig aufgegeben.

Seitdem erobert sich die Natur das Areal zurück: Tennisplatz, Minigolfanlage und Pool mit Poolbar liegen im Dornröschenschlaf.

Wir streifen durch die verlassene Hotelanlage und beim Betreten der Eingangshalle knirschen Glasscherben unter unseren Füßen. Andächtig – und auch ein wenig beklommen – wandeln wir durch die hallenartigen Räume, die einst Lounge, Speisesaal und Rezeption gewesen sein müssen.

Neben den Überresten einer Matratze finden wir altes Nintendo Midway Arcadegame – ein Relikt vergangener Tage. Ein merkwürdiges Gefühl – denn hier, wo heute Verfall herrscht, haben Menschen einst vielleicht die schönste Zeit ihres Jahres verbracht.

Leider versperrt eine massive Eisentür den Zugang zum Treppenhaus, sodass uns die oberen Stockwerke verborgen bleiben. Beim Verlassen des Hotels finden wir aber eine Rechnung von der Poolbar und einen vergilbten Gutschein aus dem Jahr 1991.

An einer der Wände prangt ein Graffiti, das uns innehalten lässt: „We got so down that there is no reason for pessimism!“ Ein Satz, der kaum passender sein könnte für diese Orte zwischen Verfall und Erinnerung.

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