Hier kommt… Der Mittelfinger!
11. Mai 2025
Nach einem langen und zeitweise etwas anstrengenden Schlag erreichen wir den „Mittelfinger“ des Peloponnes – die Halbinsel Mani. Als wir in Porto Kagio einlaufen, können wir uns gut vorstellen, dass hier – wie überliefert – einst ein berüchtigtes Piratennest gewesen sein soll. Die Bucht ist groß und umrahmt von hohen Bergen, an deren Hängen immer noch zartbunt das Frühlingsgrün blüht. Genießen wir es, solange es da ist – bald kommt der Sommer, und dann wird alles braun und dürr.
Rings um die Bucht thronen die für diese Region bekannten Turmhäuser (Pyrgospita). Jedes einzelne sieht aus wie eine kleine Burg – und hatte auch genau diesen Zweck: Der Turm war besonders gut gesichert und diente sowohl als Befestigungs- und Abwehranlage als auch als Wohnraum. Die Höhe und die robuste Bauweise der Türme symbolisierten die Verteidigungsfähigkeit und den sozialen Status der Familien, die sie bauten. Je höher der Turm war, desto einflussreicher war die Familie.
Wenn wir den Blick schweifen lassen, fühlen wir uns ins Mittelalter zurückversetzt.
Auch sonst ist einiges los hier. Der schlechte Ankergrund führt dazu, dass wir erst beim dritten Versuch den Anker zum Halten bringen. Als uns das schließlich gelingt, können wir von unserem Cockpit aus zusehen, wie sich die anderen abmühen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen – und so hört das „Ankerkino“ nicht auf. Zum Glück liegen wir ziemlich weit draußen und können alles aus sicherer Entfernung beobachten.
Zu den Highlights dieser Vorstellung gehören: eine Dreier-Crew von in die Jahre gekommenen Italienern, die zunächst einen ganzen Nachmittag damit verbringt, einen 15-Kilo-Thunfisch auf ihrer Badeplattform auszunehmen – und sich dann, mitten in der Nacht und ohne ersichtlichen Grund, lautstark entschließt, sich umzupositionieren.
Ein unbekanntes Boot, das ebenfalls nachts einläuft, mehrmals vergeblich versucht zu ankern und die Bucht schließlich ebenso schnell wieder verlässt, wie es gekommen ist.
Ein Deutscher – nennen wir ihn Klaus – der, obwohl er als Letzter in die Bucht einläuft, unbedingt den Premium-Spot ganz am Strand beansprucht (denn: „Wo mir sind, isch vorn!“). Das bringt ihm den lautstarken Unmut seines schwedischen Ankernachbarn ein – was ihn allerdings nicht weiter stört
Und zu guter Letzt der polnische Schleppverband: ein Segelboot, das von einem Katamaran gezogen wird. Tobi und ich sind uns ziemlich sicher, dass da etwas faul ist. Diebstahl vielleicht? Zumal diese Truppe am nächsten Morgen auch noch Besuch von der Hellenic Coast Guard bekommt. Naja – vielleicht haben sie einfach nur ein kaputtes Boot überführt, und unsere Fantasie ist ein wenig mit uns durchgegangen. Wer weiß?
Wie auch immer – nach vier schönen Tagen müssen wir weiter. Denn Ines, ein Sturmtief, das in den nächsten Tagen über das Ionische Meer ziehen soll, sitzt uns im Nacken.
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Wieder so beeindruckende Bilder…einfach schön. Herlich bei dem Anker-Kino wäre ich gerne dabei gewesen. Weiterhin EUCH eine gute Fahrt .
Ja, da brauchst echt kein Netflix… 🤣🤣🤣
Ich finde die Texte immer super, ich hab mich mal wieder live dabei gefühlt. Die Bilder sind echt schön. Hat der eine Fisch nen anderen im Maul?
Dann weiter gutes Wetter und nimmt euch vor Ines in acht.
Toll, dass es dir gefällt… Die Bilder sind vor allem so schön weil es hier einfach schön ist. 😆 Ja, Ines hat uns ganz schön zu schaffen gemacht! 😅