Auf nach Volos

07. Juli 2024

Nach einem kurzen Heimaturlaub (wir mussten nun endlich unser Auto zurück nach Deutschland bringen) und ein paar Tagen in Chalkida sind wir wieder unterwegs. Es geht noch einmal durch die Brücke von Chalkida und danach durch den nördlichen Golf von Evia.

Da wir ja die Abwechslung mögen, probieren wir beim zweiten Mal nordwärts ein paar neue Buchten aus und erreichen so innerhalb von ein paar Tagen wieder die Nordwestspitze Evias. Dort legen wir uns vor die kleine Insel Monolia und bleiben erstmal hängen… An einem Ort, der in Reiseführern als Greek-Bahamas bezeichnet wird.

Ach, es ist aber auch wirklich toll hier… Und so schön geschützt vor Wind und Welle, was uns ebenfalls sehr gelegen kommt. Wir verbringen die Tage damit, den Ausflugsbooten zuzusehen, wie sie morgens Touristen vom Festland auf der Insel abladen und diese dann abends, sonnenverbrannt und in bester Urlaubslaune, wieder abholen.

Zudem halten wir Ausschau nach den Mönchsrobben, die hier leben sollen. Und tatsächlich, eines frühen Morgens – wir sind gerade mit Pilou, unserem Dinghy, auf Erkundungstour – schaut eine schwarze, glänzende Schnauze mit lautem Geschnaube aus dem Wasser. Wir freuen uns wie Kinder, machen den Motor aus, lassen uns treiben und beobachten die Mönchsrobbe bei ihrer morgendlichen Jagd. Was für ein schöner Moment. Nach gut 20 Minuten ist sie offensichtlich satt und wir mittlerweile sehr hungrig und so gehen wir alle wieder unserer Wege. Wir zurück an Bord um zu frühstücken, die Robbe wahrscheinlich in einen abgelegeneren Teil der Bucht, um sich vor weiteren neugierigen Blicken zu schützen.

Nach vier Tagen wird es für uns Zeit weiterzuziehen. In 12 Schlägen kreuzen wir Am-Wind durch die Straße von Orei. Es ist ein schöner Segeltag, wenn auch die Welle zeitweise etwas unangenehm ist. Als Entschädigung dafür bekommen wir eine Schule von ca. 10 Delfinen zu sehen! 😍

Am späten Nachmittag kommen wir, etwas abgekämpft, in Orei an. Jetzt nur noch Ankern und dann haben wir es geschafft. Leider stellt uns dieses Thema seit Neuestem immer wieder vor Probleme und so benötigen wir auch heute drei Versuche, bis der Anker wirklich gut hält. Das trübt vor allem beim Skipper deutlich die Laune.

In Orei holen uns dann auch Helena und Martin mit ihrer Nirvana ein. Wir haben die beiden in Sardinien kennengelernt und uns seitdem immer wieder, mehr oder weniger zufällig, getroffen. Es ist so schön die beiden wiederzusehen und wir verbringen zwei tolle Abende zusammen.

Nach ein paar Tagen in Orei machen wir uns, gemeinsam mit der Nirvana, auf in den Golf von Volos. Wieder kreuzen wir bei schönem Am-Wind-Kurs Richtung Trikeri. Einer kleinen Insel im südlichen Teil des Golfs von Volos, die während des griechischen Bürgerkriegs als Gefängnis für politische Gefangene diente und heute nur von 15 Personen ganzjährig bewohnt wird. Bedauerlicherweise ist die Bucht in der Nähe des kleinen Hafens bereits voll und so fällt der Anker in Pythos am gegenüberliegenden Festland, wo wir das Ankern mit Landleine im Rendezvous-System ausprobieren, was super geklappt hat.

Die Bucht ist herrlich und das Wasser kristallklar. Ich nutze die Gunst der Stunde und gehe eine Runde Schnorcheln. Dabei entdecke ich, neben zahlreichen Fischen, auch einen großen Oktopus.

Da ich die Schnorchel-Sachen schon mal anhabe, befreie ich Eleanor noch von zahlreichen Seepocken, die sich als blinde Passagiere an ihrem Rumpf festgesetzt hatten.

Tags darauf verabschieden wir uns von der Nirvana. Für Helena und Martin geht es weiter nach Skiathos, während wir Kurs auf Volos nehmen. Vor dem Wind lassen wir uns von der Genua nach Norden ziehen. Gegen 20:00 Uhr kommen wir in Volos an und sind erstmal enttäuscht. Grau-braunes Wasser und Industriehafenatmosphäre begrüßen uns. Ich bin denkbar schlecht gelaunt und das Anlegemanöver (Ankern mit Heckleinen) funktioniert auch erst auf das zweite Mal.

Aber gut, es ist nun mal, was es ist und der Stop in Volos ist auch eher zweckmäßig. Wir haben einige dringende Punkte, die wir von unserer immer-langen To-Do-Liste streichen müssen. Die nächsten Tage werden anstrengend. Das liegt sicher auch an dieser immerwährenden Hitze. Es gab keinen Tag, bei dem die Tageshöchsttemperatur unter 30 Grad lag. Was an einem luftigen Ankerplatz auch kein Problem darstellt, in einem muffigen Hafen aber ziemlich anstrengend werden kann, vor allem wenn man kopfüber im Motorraum hängt.

Doch auch hier werden wir wieder mit tierischem Besuch entschädigt. Eines Morgens taucht plötzlich unter unserem Schiff eine ziemlich große Schildkröte auf und beginnt zum Frühstück den Bewuchs von der Hafenmauer abzuknabbern, bevor sie dann recht elegant wieder davonzieht.

Am Ende der Woche sind wir um einige Erfahrungen und Erkenntnisse reicher. Unsere To-Do-Liste ist zwar leider nicht ganz so kurz wie erhofft, aber wir haben das Wichtigste erledigt, Eleanor ist noch ganz und keiner von uns beiden hat die Scheidung eingereicht. Alles in allem also ein erfolgreicher Zwischenstopp.

Am Freitag (05.07.) verlassen wir Volos und kreuzen bei Leichtwind gen Süden. Es wird ein herrlich ruhiger Segeltag, der uns die Anspannung der letzten Tage vergessen lässt. Wie auf Schienen gleiten wir durch das tiefblaue Wasser. Es sind Momente wie dieser, die für uns diesen Lebensstil so erstrebenswert machen und dafür muss man dann eben ab und an mal durch – durch 5 Tage voller nerviger Bootjobs in einem dreckigen Hafen.

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