What a week! – Sturm, Motorausfall, Verstopfung und Wasser im Schiff
Sonntag, 14. April 2024
Nachdem uns unser Besuch verlassen hat, wird es ruhig an Bord. Für uns im Moment fast ein wenig zu ruhig. Am Samstag trinken wir ein letztes Abschiedsbier mit Alex. Er macht sich am Sonntagmorgen auf Richtung Karistos auf Euböa und will von dort aus weiter in die nördlichen Sporaden. Wir wollen eigentlich relativ zügig zurück nach Chalkida. Aber, wie so oft, bremst uns der Wind aus. Für die nächste Woche ist überwiegend Nordwind in Böen bis Windstärke 8 angesagt. Dagegen wollen wir nicht ansegeln und so bleiben wir in Porto Rafti. Selbst in der Bucht ist es mit über 30 Knoten Wind und ordentlich Schwell ungemütlich. Wir nutzen die Zeit und gehen einige Projekte an, die wir auch vor Anker gut erledigen können. Deck Polieren zum Beispiel.
Am Mittwoch öffnet sich ein kleines Wetterfenster und wir ergreifen die Chance ein Stück nach Norden zu kommen. Bereits im Morgengrauen heißt es Anker auf. Wir müssen aufkreuzen und segeln daher auf Am-Wind-Kurs. Anfänglich lässt der Wind auch noch etwas auf sich warten, nach etwa einer Stunde allerdings dreht er auf und es wird, mit deutlich mehr Welle, erst sportlich und dann fast etwas ungemütlich.
Kurz vor der Küste von Euböa fahren wir unsere erste Wende des Tages und verkacken es irgendwie. Wir kommen nicht durch den Wind und am Ende steht unser Vorsegel back. Ich drehe den Zündschlüssel nach rechts, weil ich den Motor starten möchte, um ein bisschen nachzuhelfen und es passiert… Nichts!
Shit! Tobi hatte vorher bereits bemerkt, dass die Spannung der Motorbatterie immer im Takt der Wellen zischen 0 und 12,9 Volt schwankt. Nach einem kurzen Blick ins Batteriefach hatten wir vermutet, dass die Messleitung, über die der Batteriemonitor seine Werte zieht, einen Wackler hat. Tja, falsch gedacht!
Wir haben zum Glück genügend Abstand zur Küste und so drücken wir quasi die Reset-Taste, holen das Vorsegel wieder auf die Ausgangsseite und fahren die Wende noch einmal. Und siehe da, es klappt auch ohne Motor.
Wieder auf Kurs, die Küste nun achteraus haben wir genügend Zeit uns, um unseren streikenden Motor zu kümmern. Tobi steckt den Kopf noch etwas tiefer ins Batteriefach und stellt fest, dass sich das Kabel vom Minuspol der Batterie gelockert hat.
Also, Sicherung raus, Schraubenschlüssel her und schon läuft er wieder. Wir werden den Motor zwar die nächsten Stunden nicht brauchen, da wir besten Segelwind haben, aber spätestens zum Ankern ist er doch ganz praktisch und das machen wir dann 41 sm, 5 Wenden und 8 Stunden später in Agios Dimitrios auf Euböa.
Von dort aus geht es in den nächsten Tagen, mit einem Zwischenstopp in Eretria zurück nach Chalkida. Allerdings natürlich nicht ohne weitere Zwischenfälle. Es ist irgendwie unsere Woche!
In Eretria stellen wir fest, dass unser Fäkalien-Tank verstopft ist. Eines der absoluten Highlights des Seglerdaseins. Die Details erspare ich uns allen hier jetzt mal, aber wir verbringen den halben Freitag damit, dieses Malheur zu beseitigen. Leider nur mit mittelmäßigem Erfolg, denn am nächsten Tag ist dieser verflixte Abfluss schon wieder zu. Am Samstagmittag flutscht aber alles wieder und wir machen uns auf den Weg nach Chalkida.
Kurz nach dem wir die Bucht von Eretria verlassen haben, wartet schon die nächste Überraschung auf uns. Wir sind gerade dabei, Segel zu setzen, als wir ein lautes Piepen aus dem Motorraum hören. Shit, das ist der Wasseralarm an der Stopfbuchse, die Dichtung durch welche die Welle das Schiffsinnere verlässt. Wir hatten diese erst vor Kurzem erneuern lassen. Etwas panisch räume ich unsere Achterkabine aus, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Zum Glück sind es nur ein paar Milliliter Seewasser, die hier im Motorraum zusammengelaufen sind. Vermutlich Überbleibsel unserer vormittäglichen Tankspülaktion, die Stopfbuchse scheint dicht zu sein.
Als wir am Samstagabend in Chalkida anlegen, sind wir einfach froh im buchstäblich sicheren Hafen zu sein. Was für eine Woche: Sturm, Motorausfall, Verstopfung, Wasser im Schiff und dann kassiert am Sonntag der FC St. Pauli auch noch die erste Heimniederlage der Saison und verspielt wertvolle Punkte. Zum Glück ist diese Woche vorbei!
Aber natürlich war auch diese Woche nicht alles schrecklich. Wir haben das erste Mal gegrillt, haben, mit Agios Dimitrios, eine tolle neue Ankerbucht ausprobiert und heute hatten wir Besuch von ehemaligen Kollegen aus den USA, die im Moment Urlaub in Griechenland machen. Gute und schlechte Tage, so ist das halt im Leben egal ob an Land oder auf dem Boot.
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