Auf Erkundungstour durch Evia

Sonntag, 21. April 2024

Nachdem wir den Anfang der Woche wieder einmal mit Bootsarbeiten verbracht haben und Tobi, nach drei vollen Tagen, nun endgültig genug vom Deck polieren hat, gönnen wir uns am Donnerstag eine kleine Auszeit. Wir nutzten den großen Vorteil, dass wir unser Auto noch hier haben und machen einen Roadtrip in den Norden der Insel.

Von Chalkida aus nehmen wir die Staatsstraße 77 Richtung Norden. Unser erstes Ziel ist Limni im Nordwesten der Insel. Aber, wie so oft, ist der Weg das Ziel. Die kurvige Strecke führte uns durch üppige Olivenhaine, vorbei an kleinen Dörfern und durch dunkelgrüne Pinienwälder. Die Straße schlängelte sich die Berge auf eine Hochebene hinauf, wo der Straßenrand mit zahllosen bunten Bienenkästen gespickt ist. Kein Wunder – einer der besten Honige Griechenlands kommt aus dieser Gegend.

Wir verlassen die Hochebene und unsere Route führt uns weiter durch das Tal des kleinen Flusses Kirea. Der Weg ist gesäumt von Platanen und leuchtend blühen Büschen. Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir Limni, ein kleines Fischerdorf, das sich mittlerweile aber eher dem Tourismus denn dem Fischfang zugewandt hat. Wir holen uns beim lokalen Bäcker einen kleinen Snack und genießen den Ausblick auf das Meer und das dahinterliegende Festland und fühlen uns wieder einmal an den Bodensee erinnert.

Von Limni aus geht es gut gestärkt weiter über Rovies nach Loutra Edipsou. Leider macht uns auf halber Strecke das griechische Straßenbauamt einen Strich durch die Rechnung. Kurz nach dem kleinen Badeort Rovies ist einfach die Straße gesperrt. Kopfschüttelnd und etwas überrascht drehen wir um und streichen Edipsou kurzerhand aus unserem Routenplan. Stattdessen fahren wir nach Oreoi und anschließend zu den Drymonas Wasserfällen.

Auf dem Weg dorthin bekommen wir die Spuren einer Katastrophe zu sehen, die sich im Jahr 2021 hier abgespielt hat. In diesem Teil der Insel wüteten im August 2021 verheerende Waldbrände. Griechenland und die benachbarte Türkei erlebten in diesem Sommer eine außergewöhnliche Hitzewelle mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius. Die Brände wurden durch das knochentrockene Wetter begünstigt, breiteten sich rasend schnell aus und verursachten enorme Schäden an Natur und Infrastruktur. Fast 80% der Wälder auf Euböa wurden durch die Brände zerstört. Wo früher dichte Pinienwälder standen, ragen heute vielerorts nur noch verkohlte Baumskelette aus der Erde. Ein trauriger und gleichzeitig erschreckender Anblick.

An den Wasserfällen angekommen, nehmen wir den gut ausgebauten Pfad nach unten zum Becken des Wasserfalls. Auch das Gebiet um die Wasserfälle war von den Bränden betroffen. Eine Infotafel zeigt Bilder, wie grün und bewaldet es hier vor dem 03. August 2021 ausgesehen haben muss. Schwer vorstellbar wenn man das heutige Landschaftsbild sieht.

Von den Drymonas Wasserfällen aus machen wir uns langsam auf den Rückweg. Über Agia Anna ein recht verschlafenes Bergdorf, mit schöner Aussicht auf die Ostküste der Insel geht es zurück nach Chalkida.

Nach zwei Regentagen, die wir, überwiegend räumend und gruschtelnd, unter Deck verbringen, geht’s am Sonntagmorgen zu einem Ausflug ins Dirfys-Gebirge. Als erster Punkt steht eine Wanderung auf dem Programm. Eine steile und kurvige Passstraße führt uns zu unserem Ausgangspunkt. Von dort aus nehmen wir den gut beschilderten Dirfis-Trail. Der Wanderpfad führt uns durch Pinienwälder auf die auf 1110m gelegene EOS Schutzhütte. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die felsige Ostküste Evias sowie auf einige Inseln der Nördlichen Sporaden.

Zum Auto zurück, geht’s über einen breiten Forstweg, auf dem der Wind ordentlich pfeift. Wir sind fast ein wenig zu dünn angezogen, mit dem Regen kam auch ein Temperatursturz, der sich hier am Berg noch etwas deutlicher bemerkbar macht.

Anschließend geht es mit dem Auto weiter über die Passhöhe in das kleine Dorf Stropones, in dessen engen Gassen wir uns erstmal ordentlich verfahren. Nach mehreren, sehr knappen Wendeaktionen finden wir zum Glück den Ausgang aus diesem Gassen-Labyrinth und setzten unseren Weg fort Richtung Kymi. Einen Ort den wir, zumindest heute, nicht erreichen werden.

Unser Weg führt uns nämlich an einen Fluss, für dessen Überquerung wir nun zwei Optionen haben. An einer seichten und bereits gut ausgefahrenen Stelle direkt durchs Wasser oder über eine ziemlich marode Brücke. Wir debattieren eben noch darüber, dass vermutlich alle Einheimischen mit ihren Jeeps den Weg durch den Fluss nehmen, da die Brücke nicht befahrbar ist, als hinter uns, der FedEx-Fahrer in vollem Karacho über die Brücke rauscht. Wo der am Sonntagnachmittag jetzt herkommt, keine Ahnung. Aber okay, die Brücke ist wohl doch nicht so marode.

Wir entscheiden uns dennoch dagegen die Brücke zu queren, da die nachfolgende Straße eher ein Feldweg ist und es die letzten Tage ja ziemlich geregnet hat. Statt nach Kymi fahren wir nach Paralia Chiliadou, ein verschlafener Ort mit einem traumhaften Strand. Hier trinken wir einen Fredo Cappuccino Sketo, eine geeisten Cappuccino ohne Zucker, und machen uns dann zurück auf den kurvigen Heimweg.

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