Von Sardinien nach Sizilien
10. Juni 2023
So, nun sind wir wieder zu zweit mit unserer Eleanor. Wie geht es weiter? Erstmal buchen wir uns in Santa Teresa di Gallura für eine ganze Woche ein, da wir für geschäftliche Termine nach Deutschland müssen und wir dafür einen sicheren und bezahlbaren Hafen brauchen. Der Hafen ist äußert günstig, vor allem für sardische Verhältnisse, daher sind wir gespannt was uns da erwartet. Der Hafen ist am Ende eines natürlichen Fjordes untergebracht und die sanitären Anlagen sind sauber, zum Ort ist es etwas zu laufen aber für uns ist der Hafen perfekt. Mit dem Bus kommt man in 2 Stunden an den Flughafen und man sieht dabei noch einiges vom sardischen Hinterland.
Als wir das Boot für unsere Abwesenheit fertig machen, läuft ein weiteres deutsches Boot, das uns schon seit längerem immer wieder verfolgt, ein. Die Nirvana mit Martin und Helena an Bord. Wir kennen die Hallberg Rassy aus Roda de Bara, wo das Boot über den Winter auf dem Trockenen lag und wir immer wieder daran vorbeigelaufen sind. Dann haben wir das Boot im La Maddalena Archipel und in Bonifacio gesehen. Hier kommen wir jetzt mit Helena in Kontakt, Martin ist nämlich auch geschäftlich in Deutschland. Die beiden wollen auch nach Griechenland, wo sie schon viele Jahre mit ihrem vorherigen Boot gesegelt sind.
Nachdem wir aus Deutschland zurück sind, geht es weiter. Wir wollen möglichst bald an der Ostküste entlang Richtung Süden. Wie immer hoffen wir dafür auf passende Winde. Nach einem Ankerstopp außerhalb des La Maddelena Archipels (unser Permit ist mittlerweile abgelaufen) kämpfen wir uns an einem Sonntag fast 10 Stunden gegen Wind und Welle bis zu dem Hafen Porto Ottiolu, der bei Navily sehr gute Bewertungen hat. Nachdem wir die Einfahrt, die mit vielen Untiefen gespickt ist, bei dem starken Südwestwind gemeistert haben, genießen wir den Abend. Ja, der Hafen gefällt uns wirklich und so verlängern wir Tag um Tag unseren Aufenthalt und genießen neben dem Arbeiten die gastronomische Vielfalt. Vor allem das leckere Eis unserer Stamm-Eisdiele (das darf man nach 5 aufeinanderfolgenden Tagen schon sagen).
Dann geht es weiter. Mit schönem Wind, zwar immer noch aus der falschen Richtung aber deutlich schwächer wollen wir einen Ankerplatz im berühmten Golfo di Orosei ansteuern. Je näher wir der ausgesuchten Bucht kommen, desto deutlicher sehen wir die zig Ausflugsboote und hunderte von Schlauchbooten. Weil der Wind unter der Küste sowieso stark abgenommen hat, motoren wir an der imposanten und steilen Küste entlang und beobachten während wir auf dem Vordeck sitzen, das Wuseln der Boote und die Schönheit der Landschaft. Am südlichen Ausgang des Golfo di Orosei finden wir doch noch eine schöne Bucht für uns. Nach einigem Abwägen haben wir aber entschieden die Nacht nicht hier, sondern im 3 Meilen entfernten Hafen Santa Maria Navarrese zu verbringen. Der Grund ist unsere Überfahrt nach Sizilien. Der Wind soll in den nächsten Tagen gut werden und wir müssen für die Überfahrt noch ein bisschen was vorbereiten und auch Einkaufen. Das geht in dieser schönen Bucht natürlich nicht.
Im Hafen angekommen schreiben wir noch eine ToDo-Liste für den nächsten Tag und gehen dann Pizza essen. Zur Überfahrt wollen wir am Samstagabend um 21 Uhr starten. Den Hafen müssen wir allerdings, trotz harten Verhandlungen von Micha, um 15 Uhr verlassen. Ich kümmere mich um die Bootsprojekte, Micha geht Einkaufen. Nur ein Bootsprojekt lasse ich Micha übrig, den Riggcheck.
Um kurz nach 15 Uhr verlassen wir dann den Hafen und motoren zum etwa eine halbe Stunde südlich gelegene Hafen Arbatax. Was wir bei der Auswahl des Hafens am Vorabend nicht beachtet haben, ist, dass wir noch Tanken wollen und unser Hafen keine Tankstelle hat. Nachdem wir den Tank gefüllt haben verbringen wir den restlichen Nachmittag in einer Bucht in der wir die restlichen Aufgaben von unserer Liste streichen und noch ein bisschen Zeit zum Baden und chillen haben.
Kurz nach Sonnenuntergang heißt es: Anker auf! So können wir, die häufig der Küste vorgelagerten, Fischerbojen gut in der Dämmerung sehen. Bald darauf wird es Dunkel und wir hoffen auf den gegen 1 Uhr angesagten Wind. Unseren Kurs kreuzen anfangs noch ein paar Tanker und Megayachten, dann wird es ruhig. Der Motor verstummt allerdings erst um 06:00 als pünktlich mit dem Sonnenaufgang auch Wind einsetzt. Und der weht nun kräftig. Nur mit Genua (unserem großen Vorsegel) kommen wir mit 6 Knoten vorwärts und rauschen den ganzen Tag über die immer größer werdenden Wellen.
Trotz der Wellen ist dieser Kurs deutlich angenehmer als der Am-Wind-Kurs der letzten Überfahrt. Irgendwie vergeht der Tag und es stellt sich sogar ein bisschen Routine ein. Essen, dösen, Musik hören, Wellen beobachten, Meeresschildkröten vorbeitreiben sehen, Logbuch schreiben, Kurs kontrollieren (wir lassen meist unseren Autopiloten steuern und den sollte man regelmäßig kontrollieren um nicht am Ziel vorbei zu schießen).
Pünktlich zum Abendessen dreht der Wind etwas und die Wellen beruhigen sich, so geht es in die zweite Nacht. Der Wind wird schneller weniger, als dass sich die Wellen beruhigen, trotzdem versuche ich noch ein bisschen zu schlafen, was nur mäßig gelingt. Gegen Mitternacht versuchen wir noch verschiedene Segelstellungen aber geben dann doch auf. Es geht aufs Material und auf die Nerven. Daher machen wir den Motor an. Das nervt zwar auch, aber es schlägt wenigstens nichts. Micha steuert auf die langsam näherkommende Küste zu und um einige Fischer herum. Langsam dämmert es und bald sieht man die ersten Berge und vorgelagerten Inseln von Sizilien. Der Anblick ist imposant und beeindruckend und wir sind einfach froh angekommen zu sein.
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Liebe Eleanatoren/innen,
Ich liebe eure Berichte und noch mehr treiben eure Bilder mein Reisefernweh an. Man kann die Muse im immer mehr ankommenden Segelspirit inzwischen förmlich auf euren Bildern spüren.
Genueßt dieses (Lebens-)Gefühl mit Wind und Gischt im Gesicht!
Ich sehen mich mit jedem Eintrag mehr auf die Zeit mit euch um auch ein bisschen eine Eleanatorin auf Zeit zu werden!
Fühlt euch geherzt!
Silvi