Griechisch für Anfänger

23.07.2023

Nach unserer Ankunft lassen wir es erstmal langsam angehen. Da der Anker nun schon mal hält, verbringen wir zwei Nächte in Assos auf Kefalonia, einem schmucken Fischerdorf, das sich mittlerweile allerdings eher dem Tourismus denn dem Fischfang widmet. Abendessen, Bummeln, Relaxen, Schwimmen, Sonne genießen.

25.07. – 27.07.

Nach drei Tagen haben wir unsere Energiereserven aufgefüllt, unseren Frischwassertank geleert und unsere Obst- und Gemüsevorräte aufgebraucht. So müssen wir in einen Hafen, um Wasser und Lebensmittel zu Bunkern. Mit einer leichten Brise geht es am Wind Richtung Sivota auf Lefkas. Die Nirvana folgt uns in unserem Kielwasser und kurz vor der Einfahrt in die Bucht haben sie uns unter Motor eingeholt.

Wir haben in Sivota für eine Nacht einen Platz am Trocolo Pontoon reserviert. Das Anlegen wird wieder einmal spannend, da es am Steg nicht so besonders tief zu sein scheint und ich immer sehr nervös werde, wenn der Tiefenalarm zu pfeifen beginnt. Aber langsam lassen wir uns vom Wind an den Steg treiben. Ich erledige die Formalitäten und buche auf Anraten des Hafenmeisters gleich drei Nächte. Am Donnerstag soll Starkwind mit bis zu 6 Windstärken kommen und, da ich eh den ganzen Mittwoch Termine habe, beschließen wir bis Freitag zu bleiben. Die Nirvana tut es uns gleich und so verbringen wir ein paar entspannte Tage in diesem sehr lebhaften Städtchen. 

Sivota hat wirklich alles was man so braucht. Bars, Restaurants, Supermärkte mit großartigen Bier Angeboten (24 Dosen Mythos für 20€), eine Wäscherei und viele kleine Läden die zum Bummeln einladen. Zudem ist die Bucht gegen den, von Nordwesten aufziehenden, Starkwind geschützt. Laut Stegbetreiber ist der Steg Medicane-sicher, da German Engineering. Na dann kann ja nix mehr schief gehen. 🙂

28.07.

Heute geht es weiter mit dem Erkunden der ionischen Inselwelt, von der uns Helena und Martin schon so einiges erzählt haben. Heute soll es nach Meganisi gehen. Durch den Meganisi Kanal vorbei an vielen kleinen Inseln. Ziel ist die Bucht Ormos Kapali, Martin‘s Lieblingsbucht. Auch das mehrere Millionen teure Anwesen, das vor einigen Jahren dort gebaut wurde, hat das nicht geändert. Durch die dadurch entstandenen Anleger ist für die ankernden Yachten der Platz etwas begrenzt. Wir machen mal wieder mit Landleine fest, dieses Mal bindet Micha die Leine um einen stabilen Olivenbaum. Als der Wind gegen Abend etwas nachlässt spannen wir uns noch ein bisschen fester zwischen Anker und Olivenbaum und liegen so auch für die Nacht sicher. Micha erkundet mit dem SUP noch die verwinkelte Bucht und bewundert die Natur und auch die riesigen Bauvorhaben, die in die Felsen gebaut werden.

29.07.

Der Wind der vergangen Tage hat die Luft endlich etwas abgekühlt und nachts hat man doch gern zum Bettlaken gegriffen. Nach einer Paddelrunde und dem griechischen Joghurt mit Müsli und Früchten legen wir gegen Mittag ab. Hier im Revier kommt meist gegen 14 Uhr Wind, der dann gegen 18 Uhr noch verstärkt wird und dann Abends meist wieder einschläft. Es geht Anker auf und das läuft folgendermaßen ab.

Micha paddelt mit ihrem Board zum Olivenbaum und löst die Leine. Sobald das geschehen ist, hole ich die Ankerkette auf und hoffe, dass ich schnell genug bin ehe der Seitenwind das Boot auf den Nachbarn treibt. Währenddessen hangelt sich Micha an der Leine zurück zum Boot und macht das Board fest. Dann löst sie mich am Anker ab, damit ich das Steuer übernehmen kann und den Autopilot so einstellen kann damit er uns sicher aus der Bucht bringt. Das verschafft uns Zeit das Board an Deck zu bringen und sicher zu verzurren sowie ca. 40 Meter lange Leine aufzuschießen und ebenfalls verstauen. 

Mittlerweile sind wir weit aus der Bucht und wir können Segel setzen. Bei leichtem Wind geht es raumschots nur mit Genua um die Nordspitze von Meganisi. Auch danach lassen wir, der Gemütlichkeit halber, erstmal nur das Vorsegel stehen obwohl wir mittlerweile schon fast am Wind fahren, aber wir kommen gut vorwärts. Gute Entscheidung, denn an der Südspitze von Meganisi haben wir in Böen dann 18 Knoten, daher wechseln wir auf das Kuttersegel und das Groß im dritten Reff. Während wir den Mittagssnack essen rauschen wir mit über sieben Knoten unserem Ziel entgegen. Das soll heute die One House Bay auf der unbewohnten Insel Atokos sein. Eine spektakuläre Bucht mit einer Kirche und einem Haus, das der Bucht ihren Namen gibt. Zudem soll es Schweine am Strand und viele Ziegen geben und steil abfallende Klippen. Im Windschatten der Insel bergen wir die Segel, da der Wind plötzlich weg ist. Aber die extremen Fallböen (bis 25 Knoten) machen sich gleich bemerkbar. In der Bucht winkt uns ein freundlicher Holländer auf seinem Katamaran in seine Nähe und sagt, dass es dort guten Ankergrund gibt. Micha lässt den Anker auf 5m Wassertiefe fallen und wir geben 25m Kette und fahren den Anker mit 2000 U/min ein. Hält… Die 25 Knoten lassen die Boote tanzen, sehr beeindruckend. Gut, dass wir das Spiel nachmittags schon beobachten können, so fühlt es sich nachts nicht ganz so furchteinflößend an. Abends trauen wir uns noch zu Helena und Martin an Bord der NIRVANA. Die beiden zeigen uns einen Film von Ihrer Reise entlang an der englischen Küste.

30.07.

Morgens hat sich der Wind beruhigt und wir können die Umgebung beim morgendlichen Kaffee auf uns wirken lassen. Noch bevor wir frühstücken können ist schon wieder reges Treiben in der Bucht. Es ist Hauptsaison und sehr viel los. Die ersten Ankerlieger verlassen bereits frühmorgens die Bucht um in der nächsten Bucht einen Platz zu ergattern. Andere Boote kommen um hier einen Platz zu bekommen. Meist sind es die Katamarane, die einfach durchs Ankerfeld pflügen, irgendwo ihren Anker schmeißen und hoffen, dass sich die Flunken irgendwo verankern. In diesem Fall ist es ein 67 Fuß Motorkatamaran… Wir inhalieren unser Frühstück und motoren diesmal aufgrund Windarmut zur nächsten Bucht auf Ithaka, die Filiatro Bay.

Eigentlich ganz schön, viel Platz, guter Ankergrund und eine Beach Bar. Wir finden deine schönen Platz in der Ecke und denken, dass wir dort, schön an der Seite liegend, das Treiben beobachten können. Weit gefehlt – wir sind mittendrin. Martin ist es hier zu stressig und so zieht die NIRVANA weiter. Wir entscheiden zu bleiben und harren der Dinge, die da kommen. Auch hier sind es wieder hauptsächlich sind es Katamarane, die wenig Rücksicht auf andere Ankerlieger nehmen.

Trotzdem genießen wir einen schönen Sonntag in der Bucht und als der Mond aufgeht kommt auch wieder etwas Wind. Im Cockpit sitzend schauen wir auf’s Meer und hoffen, dass uns der Anker mit der Kette hält. Wir wollen gerade ins Bett, da gibt es reges Treiben auf dem Nachbarboot. Das Boot war schon vor uns da und mit Anker und Landleine festgemacht. Scheinbar hat irgendetwas nicht gehalten, auf jeden Fall ist plötzlich die ganze Crew in Schlafklamotten an Deck. Was genau vorgefallen ist können wir nur vermuten. Sie versuchen noch an drei weiteren Stellen wieder zu ankern und finden dann nach einer guten halben Stunde am anderen Ende der Bucht einen Platz. Zeit für uns ein bisschen Ruhe zu finden. 

31.07. 

Wenn es heult, bläst und schaukelt und wenn man weiß, dass der Anker am Vortag in Richtung Westen eingefahren wurde, weil das der vorherrschende Wind war und mittlerweile der Wind aus Westen kommt und der Anker eigentlich nach Osten eingefahren gehört, fällt es einfach schwer Schlaf zu finden. Aber wie immer gibt es für dieses Problem ein Hilfsmittel – Die Anker-App. Man kann die Stelle, in der man den Anker ins Wasser gelassen hat, markieren und den Schwoikreis definieren, in dem man sich sicher bewegen darf. Ein Schwoikreis ist der Bereich, um den sich das Schiff um den Anker herum bewegt. Dieser richtet sich nach der Wassertiefe und der gesteckten Ankerkette. Wenn man den Bereich verlässt, gibt die App Alarm. Derzeit sind wir noch ein bisschen am experimentieren welchen Spielraum wir lassen müssen um nicht unnötigerweise geweckt zu werden. 

Da sich der Wind nachts beruhigt hat, können wir noch ein bisschen schlafen und die App blieb auch stumm. Nichtsdestotrotz schnorchelt Micha nach dem Frühstück den Anker ab. Und siehe da, er liegt jetzt anders herum (also Richtung Osten) und hat sich nach 5m selbständig wieder eingegraben. Vielleicht fahren wir den Anker das nächste mal gleich in die vorhergesagte Richtung ein. Besser schlafen lässt es sich so allemal.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Arbeiten und Buchtenkino. Es ist immer wieder aufregend wenn die Katamarane ins Ankerfeld preschen. Oder heute ein Motorboot, das unbedingt bis an den Strand musste, aber da dann den Anker gerade bis an den Boden fallen hat lassen. Der kleinste Windhauch hat dann ausgereicht um sein Boot auf ein kleines Segelboot treiben zu lassen. Gut, dass nur wenig Wind ist, so können sie das Boot gut abhalten bis er den Motor gestartet hat.

01.08.

Es ist schwachwindig und für den späten Nachmittag ist Wind angesagt. Daher belieben wir noch bis zum frühen Nachmittag in der schönen Bucht und machen uns dann auf zur Weiterfahrt. Mit der Hoffnung, dass sich später noch Wind einstellen wird, fahren wir Richtung Osten. Der Autopilot steuert und dann sehe ich was im Wasser vorbei treiben. Ein Radarreflektor. Treue Leser können sich sicher noch an unseren Eintrag von der Überfahrt von Mallorca nach Roda de Bara erinnern (https://sailing-eleanor.com/2023/03/12/adios-palma/). Da ging es wohl jemanden ähnlich wie uns. Wir drehen um und fischen den Reflektor gekonnt aus dem Wasser. Jetzt haben wir Ersatz an Bord. Eine halbe Stunde später rattert es ein komisch… Der Blick achteraus zeigt eine stabilen Kunststoffsack im Wasser treiben, den wir wahrscheinlich mit der Schraube erwischt haben. Wieder drehen wir um und fischen auch den Plastikmüll aus dem Wasser.

Leider kommt der vorhergesagte Wind nicht, so steuern wir unter Motor unsere ausgewählte Bucht in der Nähe des Acheloos-Delta an. Der Acheloos ist der wasserreichste und zweitlängste Fluss Griechenlands und bringt jede Menge Sediment ins Meer, was zu sehr veränderlichen Wassertiefen führt. Wir finden einen schönen Platz und graben unseren Anker ein. Bis kurz nach Sonnenuntergang gibt es noch extremen Schwell, vermutlich von den vorbeifahrenden Fähren, weswegen wir uns kurzzeitig sogar überlegen weiterzufahren. Die Nacht wird aber sehr ruhig und die Stimmung beim und nach dem Sonnenuntergang entschädigt alles.

02.08.

Heute geht es früh los, und wir fahren bei spiegelglattem Wasser nach Messolonghi wo wir einen Platz für zwei Nächte reserviert haben, da wir Besuch aus Deutschland erwarten. Mesolonghi liegt eingebettet in einer faszinierenden Lagunen-Landschaft. Man erreicht den Naturhafen über einen 2.5sm langen Kanal, an dem beidseitig Häuser auf Stelzen im Wasser stehen. Hier muss man schön in der Mitte des betonnten Kanals bleiben, weil sonst die Wassertiefen schnell auf Stehtiefe ansteigen. Das wird uns fast zum Verhängnis, aber Micha passt gut auf. Während ich an den Instrumenten am Tiefenalarm herumstelle, schiebt uns der mittlerweile aufgekommene Westwind langsam Richtung seichtem Wasser. Aber vier Augen sehen ja bekanntlich mehr als zwei und so warnt mich Micha rechtzeitig, den Kurs anzupassen. Am Abend holen wir uns einen Mietwagen, um am nächsten morgen damit Moritz, unseren Neffen vom Flughafen abzuholen. Da wir ein Auto haben gehen wir auch gleich Einkaufen. Seit unserer letzten Verproviantierung in Balestrate auf Sizilien sind immerhin schon wieder vier Wochen vergangen.

6 Kommentare
  1. Silvi
    Silvi sagte:

    Immer wenn die „Bordfunk“-Mail in meiner Mailbox auf poppt, lass ich ad-hoc alles stehen und liegen, um in eure Welt einzutauchen.
    Besonders euer Video über euren Alltag anbot diesen Humor beim funken und den Ankermanöver habe mir Pippi in die Augen getrieben, vor Lachen. Ich werde so langsam immer hibbeliger vor Vorfreude auf unsere gemeinsame Woche um Kreta!
    Ihr habt mich so richtig angefixt mit euren Berichten und Film und ich freue mich wie Bolle auf die Zeit mit euch!

    Fühlt euch geherzt!
    Silvi

    Antworten
  2. Hanni
    Hanni sagte:

    Hallo Micha und Tobias,

    ich finds ja spannend was ihr so macht, wunderschöne Fotos u gutes Essen wie auf den Bildern zu sehen sind ist Urlaubsfeeling pur. Aber die Arbeit u der wenige Schlaf wären schon gar Nichts für mich und das geschaukele auf dem Wasser. Ich schau mir einfach eure tollen Bilder an, und bin von Euch begeistert wie ihr das so macht.
    Weiter so!!! Habt eine gute ,interessante und spannende Zeit vor Euch
    allzeit Wasser unterm Kiel .
    Hanni

    Antworten
    • Tobi
      Tobi sagte:

      Hallo Tante Hanni, das freut uns sehr, dass wir ein bisschen Urlaubsfeeling in dein Wohnzimmer bringen können. Jetzt hoffen wir, dass damit auch endlich der Sommer in Deutschland ankommt. Liebe Grüße aus Griechenland!

      Antworten

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